Meditation

Yantra Yoga

Vajra-Tanz

Khaita-Tanz

Santi Maha Sangha

 

 

Meditation und Kontemplation aus der Sicht des Dzogchen

Meditation ist im Buddhismus eines der wesentlichen Mittel, das existentielle Leid zu überwinden und vollständige Freiheit zu erlangen. Unter dem Begriff Meditation werden die unterschiedlichsten Methoden zusammengefasst. Chögyal Namkhai Norbu unterscheidet zwischen Meditation und Kontemplation. Als Meditation wird jegliche Praxis verstanden, in der der Geist in einer ausführenden, kontrollierenden oder beobachtenden Funktion fungiert. Kontemplation ist jenseits von Absicht und Bemühung, der oder die Übende entspannen in der Präsenz des nackten Seins des Augenblicks.

„Die letztendliche Essenz der Atiyoga-Praxis besteht darin, fest im Zustand beständiger Kontemplation zu verweilen. Damit jedoch wirklich Kontemplation in uns entstehen kann, ist es für den Übenden zuerst einmal wichtig, den [gewöhnlichen] Geist vom Zustand des reinen unmittelbaren Gegenwärtig-Seins oder Rigpa zu unterscheiden (...).“ Chögyal Namkhai Norbu: Die Kostbare Vase, S.251

Die Funktion des Guru oder Meisters ist, uns in die Natur des Geistes einzuführen, in seine Fähigkeit zur Gegenwärtigkeit und zum Gewahrsein (rig-pa). In diesen Zustand von unmittelbarem Gewahrsein zu sein, heißt Kontemplation (ting-nge 'dzin, Skt. samadhi). Kontemplation muss klar von Meditation (sgom-pa) unterschieden werden. Unmittelbares Gewahrsein ist jenseits und außerhalb bedingter Existenz und zeitlicher Prozesse; es ist jenseits des Geistes, wohingegen Meditation das Arbeiten des Geistes mit einschließt. Daher ist sie bedingt und ereignet sich in der Zeit. Der Meister führt uns zuerst ein, indem er uns unmittelbar erfahren lässt, was Geist und was die Natur des Geistes ist. Es gibt viele Methoden, die uns helfen, diese Unterscheidung zu konkretisieren. Diese sind als Khorde Rushan ('khor 'das ru-shan) bekannt, d.h. zwischen Samsara ('khor) und Nirvana ('das) zu unterscheiden. Chögyal Namkhai Norbu: „Der Zyklus von Tag und Nacht“, S.19

„Wir leben in Illusion. Wie Buddha sagte, alles ist Illusion, alles ist irreal. Wir glauben immer an Dinge und erzeugen auf diese Weise viele Probleme. Wenn wir auch nur ein bisschen begriffen hätten, würde als erstes unser Anhaften abnehmen und daraufhin auch alle Probleme, die von Anspannung herrühren: Zumindest wäre es auf diese Weise einfacher, in der Gesellschaft zu leben. Da aber unser Zustand nicht so ist, bedeutet das, dass wir noch völlig von Illusion geprägt sind ... Was heißt das? Ein guter Dzogchen-Praktizierender muss das ganze Dasein, alle Lebensumstände, in die Kontemplation integrieren. Wir müssen nicht nur, wenn wir in der Gönpa [Meditationsraum] sind, in Kontemplation sein, oder wenn wir meditieren, sondern auch, wenn wir auf die Toilette gehen oder bei der Arbeit im Büro, weil unser Bewusstsein und unser Dasein die ganze Zeit über fortbestehen. Wenn wir das nicht können, werden wir nie wirklich realisiert sein oder unser Karma reinigen können. Denn wenn wir abgelenkt sind, werden wir fortwährend negatives Karma schaffen, eine kleine Praxis wird das nie ausgleichen oder gewohnheitsgemäß ausgeführte negative Handlungen bereinigen können.
 Im Tibetischen wird ein guter Dzogchen-Praktizierender Tingdzin Khoryug Chenpo genannt. Tingdzin heißt Kontemplation, Khoryug Chenpo heißt völlig integriert in allen Lebensumständen, vom Aufwachen am Morgen bis zum folgenden Morgen. Alles muss in die Kontemplation einbezogen sein und so ist es nicht länger nötig, Thuns zu machen. Beim Thun sitzen die Leute in der richtigen Haltung, mehr oder weniger, machen die Visualisierung, tun ihr Bestes, doch sobald sie damit fertig sind, legen sie sich hin wie wilde Tiere und sagen: „Ach, hat mich das müde gemacht!“ Und dann denken sie, dass alles vorüber ist und sind völlig abgelenkt. Was können wir in so kurzer Zeit erreichen? Es ist besser, als gar nichts zu tun. Besser aber noch ist es, sich eher am Tingdzin Korgyug Chenpo zu orientieren als am Thun, und zu versuchen, so viel wie möglich zu integrieren. Die Dzogchen-Lehre erklärt immer, wie man integriert.“ Chögyal Namkhai Norbu: „Semde-Unterweisungen von 
Sogdogpa Lodrö Gyaltsen"“ S.251


 

Yantra Yoga

Der tibetische Yoga der Bewegung beinhaltet physische Bewegungen, Atem- und Konzentrationsübungen. Er verbessert die körperliche und geistige Verfassung jedes einzelnen durch die Harmonisierung von Körper, Energie und Geist.

Yantra Yoga, auch Yoga der Bewegung genannt, ist ein System des tibetischen Yoga mit langer Tradition. Er basiert auf dem Text „Die Vereinigung von Sonne und Mond“ des Meisters und Übersetzers Vairochana aus dem 8. Jahrhundert. Chögyal Namkhai Norbu hat Anfang der Siebziger Jahre einen ausführlichen Kommentar zu diesem Text geschrieben und damit begonnen, diese Lehre im Westen zu übertragen und zu unterrichten.

„In der Praxis des Yantra Yoga benutzen wir Körper, Stimme und Geist: Mit unserem Körper nehmen wir Positionen ein und führen Bewegungen aus, unsere „Stimme“ widmet sich verschiedenen Pranayamas bzw. Atemübungen, und unser Geist wird zur Konzentration oder Visualisierung herangezogen mit dem Ziel, jenseits von Beurteilungen und diskursiven Gedanken zu gelangen, was wir Kontemplation nennen. Wenn wir alle drei Aspekte unserer Existenz von Körper, Stimme und Geist zusammen gebrauchen, haben wir die Möglichkeit, zum wirklichen Verständnis, zum wirklichen Wissen unseres ursprünglichen Zustands - unserer wahren Natur - zu gelangen. Das ist die eigentliche Bedeutung des Begriffes Yoga in Yantra Yoga.“ Chögyal Namkhai Norbu

Yantra Yoga ist ein vollständiger spiritueller Weg, um die tiefgründige Essenz der Dzogchen Lehren in den drei Daseinsebenen von Körper, Energie und Geist zu integrieren.

„Im Allgemeinen wissen wir alle, wie man ein- und ausatmet, doch gewöhnlich machen wir das nicht in einer korrekten Art und Weise, denn unsere Atmung ist mit unserem Geist verbunden, der oft durcheinander und verwirrt ist. Dies können wir nachvollziehen, wenn wir die Atmung einer Person, die sehr aufgeregt ist oder die Atmung einer Person, die sehr ruhig und friedlich ist, beobachten. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass wir unsere Atmung koordinieren. Im Yoga sagt man, „Leben ist Atmung“ und das stimmt, denn wir beginnen unser Leben, indem wir zu atmen beginnen. Das Unterbrechen unserer Atmung bedeutet, unser Leben zu unterbrechen. Wenn wir ausatmen und dann nicht wieder einatmen, gibt es kein Leben mehr.“ Chögyal Namkhai Norbu

Im Yantra Yoga verbindet der Übende Positionen und Bewegungen seines Körpers mit dem Atem. Auf diese Weise wird seine Energie koordiniert und harmonisiert, der Geist entspannt sich und findet zu natürlicher Ausgeglichenheit. Damit schafft der Übende die Grundlage, um in den Zustand der Kontemplation zu gelangen.


Aufbau Yantra Yoga - 108 Übungen

Das Folgende ist ein Auszug aus der Übersetzung des Textes von Chögyal Namkhai Norbu Rinpoche „Der Reine Juwelenspiegel“, einem Kommentar zum Urtext „Nyi zla kha sbyor“ (Die Vereinigung von Sonne und Mond) des Meisters Vairocana.

Die komplette Praxis des Yantra Yoga umfasst 108 Bewegungen und Atmungen:

Drei Vorbereitende Gruppen
  5 Tsigjong (Übungen zur Lockerung der Gelenke)
  8 Lungsang* (Übungen zur Harmonisierung der Atmung und des Prana, der vitalen Energie)
  5 Tsandul (Übungen zur Wiederherstellung der korrekte Zirkulation des Prana in den feinstofflichen Kanälen)

Fünf Hauptgruppen
75 Yantras (unterteilt in 5 Serien)**

Sieben Atemübungen
 7 Pranayamas (Techniken zur Atemregulierung u. kontrollierter Atemanhaltung):
    - die „Neunfache Reinigungsatmung“
    - die „Tsandul-Atmung“
    - die Atmung zur Übung der Vier Phasen der Atemanhaltung
    - die Atmung zur Anwendung der Vier Phasen („Rhythmische Atmung“)
    - die Atmung zum „Einschließen des Prana“
    - die „Fließende Atmung mit Sieben Punkten“
    - die „Raue Atmung mit Sechs Punkten“
Sowie
7 Lotusse (Padma)
1 Vajra-Welle (Dorje barlab) als Abschlussübung

* Die „Acht Lungsang“, das Herzstück des Yantra Yoga für die Harmonisierung unserer Lebenskraft, wird als Basis in Einstiegskursen gelehrt.

** Der Hauptteil der Yantra Yoga-Praxis ist in 5 Serien unterteilt. Jede Serie enthält: 1 Pranayama, 5 Yantras als Basis, 5 Yantras zum
Entwickeln and 5 Yantras zum Vollenden oder zum Vertiefen.

AUS: Yantra Yoga. Das Handbuch für Einsteiger. Übersetzung aus dem Englischen von Saadet Arslan (2011). Basierend auf The Yantra Yoga Manual revised and corrected by Laura Evangelisti (2006), sowie Yantra Yoga: The TibetanYoga of Movement. A Stainless Mirror of Jewels: A Commentary on Vairocana’s the Union of the Sun and Moon. Chögyal Namkhai Norbu, 2008, Snow Lion Publications.

www.yantrayoga.net


 

Vajra-Tanz

Der Vajra-Tanz ist Teil der Longsal  Belehrungen von Chögyal Namkhai Norbu.  Er ist Meditation in Bewegung und beruht auf den Vajragesang und anderen Mantras der Dzogchen Tantras.
Das Mandala auf dem praktiziert wird, stellt die Übereinstimmung zwischen der inneren Dimension des Individuums und der äußeren Dimension des Universums dar. 
Zu speziellen Gelegenheiten wird der Tanz auch in einem eigenen fünffärbigen Gewand praktiziert: blau, weiss, gelb, rot und grün. Diese Farben entsprechen im tibetischen Buddhismus den fünf Elementen – Raum, Wasser, Erde, Feuer, Luft. Wer durch die Übung des Tanzes zu einem  tieferen  Wissens seiner Bedeutung  gelangt, macht ihn zur Methode, die drei Tore - Körper, Rede und Geist - in den Zustandes der Kontemplation zu integrieren. Klang und Bewegung sind hier ein wesentliche Hilfsmittel. Diese Integration ist eines der bestimmenden Ziele der Dzogchen-Praxis. Der Vajra-Tanz ist kein folkloristischer Tanz. Er ist eine tief greifende spirituelle Praxis des Dzogchen Upadesha. Dabei ist er  untrennbar mit der Übertragung und den Lehren des Dzogchen verbunden.  Wirkliches Interesse an diesen Leitlinien ist eine unbedingte Voraussetzung dafür.


Vajra Tanz – Kontemplation in Bewegung für eine Welt im Wandel

Tanz gehört wahrscheinlich zu den ursprünglichsten Ausdrucksformen der Menschheit. Grundsätzlich besteht Tanz aus Körperbewegung in Zusammenhang mit Musik oder Gesang. Tänze werden als Ausdruck von Freude und Lebenslust getanzt, aber auch mit einer ganz bestimmten Funktion. Es gibt Tänze mit denen symbolisch eine Geschichte erzählt wird, die Taten eines Helden oder einer Gottheit. Fruchtbarkeits-, Regen- und Erntedank-Tänze. Tänze die zum Schutz dienen, oder dazu Negativitäten, im Außen oder auch im eigenen Geist zu kontrollieren und zu besänftigen. Wir finden diese Art der Tänze in allen Kulturen, und können sie unter dem Begriff rituelle Tänze zusammenfassen.

Auch in den unterschiedlichen Religionen sind verschiedene Arten von rituellen Tänzen Teil der spirituellen Praxis. Wie zum Beispiel die Sufi Dervish Tänze oder die Taoistischen Spiral-Tänze, bei denen vor allem ein veränderter Bewusstseinszustand erreicht werden soll, durch den die Praktizierenden ihrer eigentlichen Natur oder Göttlichkeit näher kommen. Auch im Buddhismus, in Mahayana, Vajrayana und Dzogchen sind Tänze Teil der rituellen Praxis. Im Mahayana werden Tänze zur Darbringung der Opfergaben an die Buddhas und Bodhisattvas auch heute noch bei religiösen Festen in Vietnam oder Japan ausgeführt. In der Buddhistischen tantrischen Tradition sind Tänze ein wesentlicher Bestandteil der rituellen Praxis. Bekannt sind die öffentlich, in den Klosterhöfen gezeigten ‘cham Tänze, auch Masken-Tänze genannt. Weniger bekannt sind die geheimen gar Tänze, die ohne Masken ausgeführt werden, aber immer mit einem Mandala, das die inneren Energien des Körpers der Praktizierenden symbolisch darstellt.

In den Dzogchen Belehrungen werden Vajra Tänze praktiziert, um die Kontemplation in die Bewegung und somit in unser tägliches Leben zu integrieren. In vielen antiken Dzogchen Texten finden wir Anleitungen und Erklärungen zu Vajra Tänzen, und wahrscheinlich wurden diese auch in alten Zeiten praktiziert. Bis zum heutigen Tag blieben aber nur ganz wenige in einigen Klöstern als lebendige Tradition erhalten. Vajra bedeutet unsere wahre Natur, unser wahrer Zustand. Vajra Tanz bedeutet Integration in unsere wahre Natur, in unsere Existenz.
Die Dzogchen Belehrungen sind weder eine Philosophie, noch eine religiöse Doktrin und auch keine kulturelle Tradition. Diese Belehrungen zu verstehen, bedeutet den eigenen Zustand zu verstehen, jenseits aller vom Geist erzeugten (Selbst)Täuschungen. Die letztendliche Bedeutung des tibetischen Begriffs Dzogchen, “Grosse Vollkommenheit“ bezieht sich auf den wahren ursprünglichen Zustand jedes Individuums, und nicht auf irgendeine transzendente Realität.

Sowohl in der tibetischen tantrischen Tradition, als auch in den Dzogchen Belehrungen, wurden viele Methoden, und vor allem die Tänze, durch Visionen und Träume grosser Meisterinnen und Meister offenbart. Es heisst auch, das bestimmte spirituelle Methoden, dann in dieser Form offenbart werden, wenn die Zeit reif ist oder die Notwendigkeit besteht.
Der Dzogchen Meister Chögyal Namkhai Norbu erhielt in einer Serie von Träumen der Klahrheit in den Jahren zwischen 1989 und 1992 die tiefgründige Methode des „Vajra Tanz der die 6 Klassen von Wesen in die 6 reinen Bereiche befreit“.

Einer der Tänze aus diesem Zyklus ist der Vajra Tanz der 6 Befreiungen. Dieser Tanz kann auch als Vorbereitung für die eigentliche Dzogchen Kontemplation angesehen werden. Durch die einfachen, repetitiven, langsamen aber dennoch dynamischen und verwobenen Bewegungen, werden auf der relativen Ebene Spannungen gelöst und der Geist beruhigt. Um diesen Tanz zu praktizieren, bedarf es keiner speziellen Ermächtigung oder Initiation. Er kann von allen Menschen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit getanzt werden. Die 6 Befreiungen beziehen sich auf die 6 Bereiche samsarischen Daseins, die grundsätzlich dem Bedingt-Sein durch die 6 Emotionen entsprechen: Stolz, Neid, Leidenschaft bzw. Anhaftung, Ignoranz, Gier und Zorn bzw. Hass.

Der Vajra Tanz wird auf einem Mandala, einem konzentrischen Diagramm mit symbolischer Bedeutung ausgeführt. Mandala ist ein Sanskrit Wort und bedeutet auch Dimension. Das Mandala des Vajra Tanzes ist auf der inneren, mikrokosmischen Ebene eine symbolische Darstellung unseres Körpers, mit allen Haupt- und Neben- Chakren (Energie Punkten). Auf der äusseren, makrokosmischen Ebene ist es eine symbolische Darstellung des Planeten Erde.

Beim Tanzen setzten wir die Schritte auf genau festgelegte Punkte auf diesem Mandala, in perfekter Synchronisation mit den Silben des Mantras. Dadurch wird ein Effekt erzielt. Sowohl auf der inneren Ebene der Praktizierenden als auch auf der äußeren Ebene des Planeten werden Verwirrung und Verdunkelung gereinigt. Das Mandala ist zwar eine symbolische Darstellung, dennoch können wir auch die Punkte auf der äußeren Ebene als spezielle Kraftorte des Planeten identifizieren. Wir gehen daher davon aus, dass der Vajra Tanz auch auf der äußeren Ebene dem Planeten und den auf ihm lebenden fühlenden Wesen Nutzen bringt. Wenn die Energie koordiniert und harmonisiert wird, manifestieren sich weniger Probleme, Konflikte und Krankheit im Individuum und genauso in der Gesellschaft oder der Umwelt. Mögen wir alle durch das Erkennen unserer wahren Potentialität, unsere Begrenzungen überwinden, und die Fähigkeit entwickeln Frieden in die Welt zu bringen.

 


 

Khaita-Tanz

Durch Khaita – Freudvolle Tänze können wir lernen, uns sowohl der Bewegungen unseres Körpers im Raum als auch dem inneren Spiel unserer Gedanken und Emotionen gewahr zu sein. Während wir dieses entspannte Gewahrsein kultivieren, entwickeln sich auf natürliche Weise auch Freude und Harmonie.

Die Choreografie der Tänze basiert auf den Rhythmen und Melodien der Lieder junger, tibetischer Künstler und ist genau wie diese Lieder reich an der Symbolik des Lebens auf dem “Dach der Welt”. Sie zeigen die Vitalität einer alten Kultur, deren Grundmotivation seit Jahrhunderten das Glück aller Wesen und das Leben in Harmonie mit der Umwelt ist.

Wenn wir miteinander tanzen und dabei neue Schritte und Bewegungen lernen, bringt uns dies in direkten Kontakt mit dieser Kultur und ihren Werten, deren Essenz nicht auf die Tibetische Kultur allein begrenzt ist, sondern sich im Herzen aller Kulturen findet. Der gemeinsame Tanz gibt uns die Gelegenheit, Grenzen und Begrenzungen zu überwinden, die uns gewöhnlich von anderen zu trennen scheinen.

Chögyal Namkhai Norbu, Gründer und spiritueller Meister der Internationalen Dzogchen Gemeinschaft, spricht hier über Khaita - freudvolle Tänze: https://vimeo.com/125614386


 

Santi Maha Sangha

Wer sich ernsthaft in die Lehren des Dzogchen, wie sie Chögyal Namkhai Norbu überträgt, vertiefen möchte, kann dies durch die Teilnahme am Santi Maha Sangha-Training machen. Das Santi Maha Sangha-Training ist ein Studien- und Praxis-Programm, das neun Stufen aufweist, wobei jede Stufe durch eine individuelle Prüfung abgeschlossen werden kann. Seit 1992 gibt es dieses Training, das in Merigar (Italien) erstmals vorgestellt und durchgeführt wurde und seitdem in der Dzogchen-Gemeinschaft in der ganzen Welt ausgeübt wird. Um die verschiedenen Santi Maha Sangha-Trainingsprogramme zu unterrichten, ist Rinpoche seit Jahren in den Hauptzentren (tib. gar) in Italien, Teneriffa, Rumänien, Russland, Argentinien, USA, Australien und China aktiv. Daneben unterrichten autorisierte Lehrer/innen Santi Maha Sangha-Kurse überall auf der Welt. Dieses Training ist Praktizierenden gewidmet, die den Wunsch haben, das Wissen des Dzogchen oder der „großen Vollkommenheit“ gemäß den drei Serien Semde, Longde und Upadesha zu vertiefen. Diesen drei Serien sind jeweils drei Stufen gewidmet. Das Santi Maha Sangha-Training ist einer der herausragenden Beiträge Chögyal Namkhai Norbus, um den Erhalt der Dzogchen-Lehren für die Zukunft zu sichern. Es ist nicht zwingend notwendig, alle Stufen des Trainingsprogramms zu durchlaufen, um den Lehren des Dzogchen zu folgen – wenn es auch sehr wichtig für den Erhalt der Lehren in ihrer vollständigen und umfassenden Übertragung ist. Jedem Interessierten wird ein Zugang zur Gesamtheit der Dzogchen-Lehren eröffnet.

Um am Santi Maha Sangha-Training teilzunehmen, gilt es ein Basisprogramm zu durchlaufen. Die Basis des Santi Maha Sangha-Trainings dient der Vermittlung verschiedener Sichtweisen und Ansätze des Sutra, Tantra und Dzogchen und soll die Möglichkeit bieten, durch verschiedene praktische Methoden konkrete Erfahrungen der unterschiedlichen Übungsansätze zu machen. Insbesondere werden grundlegende Methoden vermittelt, um die Natur des Geistes, den eigenen natürlichen Zustand zu entdecken.

Chögyal Namkhai Norbu schreibt dazu: 

In dem Wurzeltext des Santi Maha Sangha gibt es vier Zeilen, die zeigen, dass die Basis gebraucht wird, um sich auf die folgenden Stufen vorzubereiten. Jemand, der sich präzise mit den Inhalten dieses Buches beschäftigt, wie sie in Theorie und Praxis gezeigt werden, kann mit der ersten Stufe fortfahren. Wie auch immer – um die Dzogchen-Lehren zu praktizieren, ist das Wissen aus dieser Basis unerlässlich, auch für diejenigen, die nicht beabsichtigen, an dem Santi Maha Sangha-Training teilzunehmen.

Die Basis beinhaltet das Studium des Buches „Die kostbare Vase“ und die dazugehörigen Praxis-Methoden.

 

Jim Valby über Santi Maha Sangha

Die Santi Maha Sangha-Ausbildung ist keine Voraussetzung für Verwirklichung. Santi Maha Sangha wurde von Chögyal Namkhai Norbu geschaffen mit der Absicht, dass die Dzogchen-Lehren zukünftig in ihrer reinen Form fortgesetzt werden können. Es gibt zwei Voraussetzungen, damit die Lehren fortbestehen können. Zum einen müssen wir in den Zustand von Rigpa gelangen. Das ist die Lehre. Wir müssen mit dem Zustand von Rigpa vertraut werden. Wenn wir nicht in den Zustand von Rigpa gelangen und mit ihm vertraut werden, dann gibt es keine Lehre, die fortgesetzt werden könnte. Die Lehre besteht nicht aus Büchern und Gebäuden und Ritualen. All diese Dinge sind zweitrangig. 

Die wahre Lehre bedeutet: Wir gelangen in den Zustand von Rigpa; wir werden mit ihm vertraut; der Zustand stabilisiert sich. Es ist unmöglich, dass die Dzogchen-Lehren weiter bestehen können, wenn wir als Praktizierende dieses Wissen, bzw. Erkenntnis nicht erlangen.

Als zweite Voraussetzung gilt, dass wir, wenn wir uns mit der Übertragung verbinden und in diesen Zustand von Rigpa gelangen und damit etwas vertraut werden, auch wissen, wie wir Verständnis für andere Wesen gewinnen und wie wir uns mit ihnen verständigen können, sodass sie ihrerseits verstehen. Das bedeutet, wir verstehen die Grundprinzipien von allen Lehren, wir haben alle verschiedenen Methoden geübt und wissen, wie sie funktionieren.

Das ist das Ziel der Santi Maha Sangha-Ausbildung. Es ist nicht nötig, dass wir die gesamte Santi Maha Sangha-Ausbildung absolvieren. Aber es ist sehr hilfreich, das Basisbuch zu studieren, die Essenz von Sutra, Tantra und Dzogchen zu erlernen, die Methoden anzuwenden und mit diesen Methoden Ergebnisse zu erzielen. Dieses Buch „Die Kostbare Vase“ ist wirklich wundervoll. Es ist allerdings nicht so wundervoll, wenn wir die Essenz dessen, was darin enthalten ist, nicht verstehen und anwenden. Für mich ist die Santi Maha Sangha-Ausbildung sehr nützlich, weil ich Bücher sehr gerne mag. Viele Jahre lang habe ich sehr viel gelesen und studiert und nur wenig praktiziert. Heute hält sich das eher die Waage. Praxis hilft uns, mit unserem intellektuellen Studium voran zu kommen. Wir beginnen, die Bedeutung wirklich zu verstehen. Es gibt auch einige Praktizierende, die viel Zeit mit Praxis und wenig mit Studieren zubringen. Diese Praktizierenden haben möglicherweise viele Meditationserfahrungen, aber sie haben keine Ahnung davon, was da vor sich geht und sie wissen auch nicht, wie sie sich mit anderen verständigen können.

Wenn wir also beim Studium oder mit der Praxis etwas träge sind, dann ist Santi Maha Sangha hilfreich. Rinpoche sagt z.B.: „Studiert dieses Buch und praktiziert diese Methoden.“ Und nachdem wir den Lehrgang für den erste Stufe absolviert haben, sagt er: „Jetzt erwarte ich, dass ihr dieses Buch studiert und diese Methoden praktiziert.“ Und wir sagen: „Okay“. Und dann erhalten wir noch ein Buch, wieder mit neuen Praxismethoden. Und wir haben wieder neuen Stoff zum Lernen. Und die darin enthaltenen Ideen sind nicht leicht zu verstehen. Alles wird immer tiefgründiger. Und wir erhalten neue Sutra-Praxisanleitungen, Tantra-Praxisanleitungen und Dzogchen-Praxisanleitungen. Es ist wie ein kleines Programm: Du studierst, du lernst und du praktizierst es, Sutra, Tantra und Dzogchen. Das kann sehr hilfreich sein, wenn wir etwas faul sind in Bezug auf Studium und Praxis, oder wenn wir einfach verwirrt sind und nicht wissen, was wir tun sollen. (...)

Wenn wir in Bezug auf die Dzogchen-Lehren mehr ins Detail gehen wollen, lernen wir zunächst die Essenz von Sutra, Tantra und Dzogchen auf intellektuelle Weise. Und dann lernen wir die Essenz der Methoden von Sutra, Tantra und Dzogchen und praktizieren sie. So bekommen wir eine Vorstellung davon, was Chögyal Namkhai Norbu lehrt. Es ist gut für unsere eigene Verwirklichung, auf diese Weise zu lernen und zu praktizieren. Santi Maha Sangha-Training Oktober 2001, Höfen

 

Zu weiteren Informationen: jakob.winkler@dzogchen.de, autorisierter Lehrer für Santi Maha Sangha.