Die Dzogchen-Gemeinschaft Deutschland e.V. besteht seit 1986 als gemeinnütziger Verein und ist Teil der Internationalen Dzogchen-Community. Ihr Ziel ist es, die Lehren des Buddha gemäß der Tradition des Dzogchen lebendig zu erhalten, sie zu praktizieren und schließlich zu verwirklichen, sowie Interessierten zugänglich zu machen. Der buddhistischen Tradition verpflichtet ist die Dzogchen-Gemeinschaft seit 1994 Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union.

 

Chögyal Namkhai Norbu „Das authentische Prinzip der Dzogchen Gemeinschaft“
(Auszüge aus dem Booklet: THE DZOGCHEN COMMUNITY):

 

Das Wesen der Dzogchen-Gemeinschaft

Die Dzogchen-Gemeinschaft ist ein breiter Zusammenschluss von Menschen, die durch ein gemeinsames Interesse an der Dzogchen Ati-Lehre zusammengebracht wurden und ihr unter der Führung eines Meisters folgen, der das authentische Wissen des Dzogchen besitzt. Sie alle studieren und praktizieren gemäß der eigenen Kapazität die Tantras, Lungs und Upadeshas und fördern die für diese Aktivitäten notwendigen Umstände.

 

Das Fundament der Dzogchen-Gemeinschaft

Das Fundament der Dzogchen-Gemeinschaft setzt sich aus einem Meister, der das Wissen über Dzogchen Ati hat und den wahrhaft mit ihm verbundenen Praktizierenden zusammen. Wenn es keinen Meister und keine Praktizierenden gibt, kann es offensichtlich auch keine Lehre geben. Deshalb sollte die Lehre des Dzogchen Ati auf keinen Fall mit großen Ländereien, Gebäuden oder Bauten wie Tempeln gleichgesetzt werden. Auch  nicht mit Bibliotheken oder einem Zusammenschluss von vielen Menschen und auch nicht mit einer Art von Gemeinschaft, die auf umfangreichem Kapital basiert. Ebensowenig mit Arbeits- oder Handwerksgenossenschaften, zumindest nicht ausschließlich mit dieser Art von Dingen. Denn wenn die Gemeinschaft ausschließlich mit einem Zusammenschluss von Leuten gleichgesetzt würde, die wegen Arbeitsaktivitäten zusammenkommen, würde sie nicht mit der wahren Bedeutung des Begriffs übereinstimmen, auch wenn sie ‚Dzogchen-Gemeinschaft’ genannt würde. Genausowenig wie der Name  ‚Buddha’ von jedem als sein persönlicher Name verwendet werden kann.

Wenn jedoch eine Arbeits- oder Handwerksgenossenschaft den lebendigen Geist von Dzogchen Ati hat, könnte sie ein Ableger der Gemeinschaft mit einer wichtigen Beziehung zu ihr werden. Wenn zum Beispiel eine starke und elegante Person, die  mit Schmuck behängt ist, ihr Leben verliert und stirbt, wird ihr Körper zu nichts anderem als zu einer Leiche, die man auf den Friedhof bringt. Wenn ein in enger Beziehung zur Gemeinschaft stehender Ableger sich auf der Basis der wesentlichen Prinzipien von Dzogchen Ati entwickelt, so werden sich auch in gleicher Weise der Nutzen und die Qualitäten der Dzogchen-Gemeinschaft entwickeln, Wenn aber so ein Ableger keinen wahren Meister und seine Lehre, die das Herz der Gemeinschaft bilden, beinhaltet, entspricht das mit Sicherheit nicht der grundlegenden Bedeutung,  egal wie gut er entwickelt sein mag oder gar den Namen ‚Dzogchen-Gemeinschaft’ trägt.

 

Der Meister der Dzogchen-Gemeinschaft

Die Haupt-Inspiration der Dzogchen-Gemeinschaft sind der Meister, der das Wissen von Dzogchen Ati besitzt, sowie die wahrhaft Praktizierenden des Dzogchen - angefangen von der ersten Stufe des Wissens bis zur Verwirklichung des Zustandes eines Rigdzin. Indem sie die kostbare Lehre des ‚Geistes von Samantabhadra’ in angemessener Weise aufrechterhalten, fortführen und entwickeln, sollten sie die Umstände für die Kontinuität der Verbreitung der Lehren bis zum Ende der Welt fördern. Um dieses Ziel zu verwirklichen, müssen sie die verschiedenen Stufen zur Verwirklichung des Wissens vollenden, sowohl die gewöhnlichen als auch die speziellen, wie sie vollständig im Text >>Santi Maha Sangha<< und seinen Kommentaren beschrieben sind.

 

Die Organisation der Dzogchen-Gemeinschaft

Die einzige Grundlage oder Wurzel der Dzogchen-Gemeinschaft ist das Verständnis des ursprünglichen Zustandes (Ati) als den  eigenen wirklichen Zustand  und die Anwendung dieses Wissens im Leben als Pfad. Sie darf auf keinen Fall mit irgendeiner Art von Büro, Arbeitsstrukturen oder einer autoritären Organisation gleichgesetzt werden. Doch die Anwendung des Wissens um den ursprünglichen Zustand von Dzogchen im Leben bringt auch nicht mit sich, dass man nun jede Art von Organisation ignorieren sollte. Ganz im Gegenteil, wenn man das Wissen um den ursprünglichen Zustand hat, sollte man alles Notwendige entsprechend den jeweiligen Umständen und der Zeit nutzen.

Wenn zum Beispiel jemand nachts auf einem Berg schlafen muss, wird man versuchen, einige Steine und Äste oder alles, was man finden kann, unter zu legen, damit man sich von der Feuchtigkeit des Bodens keine Erkältung holt und man wird sich einen Zaun aus Ästen bauen, um sich vor dem Wind zu schützen: Kurz gesagt, man wird versuchen, die Nacht so gut wie möglich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu verbringen. Auf diese Weise zu handeln, zeigt, dass man mit Geistesgegenwart vorgeht.

In gleicher Weise – da die Gemeinschaft Land besitzt und damit verbundene Arbeitsfelder hat – ist eine Art von Organisation notwendig, die mit den verschiedenen Aktivitäten zusammenhängt.  Es ist jedoch klar, dass sich diese von autoritären Organisationsformen unterscheiden.

 

Das Prinzip der Organisation

Was das Organisationsprinzip der Dzogchen-Gemeinschaft betrifft, so muss die Hauptgrundlage für die Organisation der Gemeinschaft den Bereichen der drei ‚Tore’ - Körper, Stimme (Energie) und Geist - entsprechen, da alle menschlichen Umstände  mit diesen verbunden sind.

Wenn wir ein echtes Verständnis unseres authentischen Zustandes haben und wenn dieses Wissen wirklich in die Aktivitäten unserer drei ‚Tore’ integriert ist, dann haben wir ganz sicher die vollständige Fähigkeit, jede Tat, was immer wir auch unternehmen, ob wichtig oder nicht, vollkommen auszuführen. Dies ist so, weil das Leben selbst nur aufgrund der kombinierten Tätigkeiten und Energien unserer drei ‚Tore’ weitergeht und nur mit ihnen als Grundlage gelingt es uns, für alle Notwendigkeiten des Lebens zu sorgen. Wir alle haben hierin die nötige Erfahrung.

Es ist deshalb leicht einzusehen, dass wir im Hinblick auf die wirklich notwendige Organisation ein allumfassendes Grundprinzip brauchen,  das die Energien von Körper, Stimme und Geist vollkommen einschließt. Wenn also drei Arten von Menschen, welche die drei Funktionen von Körper, Stimme und Geist repräsentieren, die jeweilige Verantwortung für die drei verschiedenen Aktivitäten übernehmen, die mit Wirtschaft, Kultur und Arbeit zu tun haben, können alle Energien der möglichen verschiedenen Aktivitäten in den Bereich der drei ‘Tore’ fallen, und dies kann folglich eine günstige Ursache für ihren Erfolg sein.

 

Die Struktur des Gakyil

Die Bereiche und die Farben des Gakyil symbolisieren drei Arten von Menschen, die mit den drei Aktivitäten der Gemeinschaft verbunden sind. Das Gakyil dreht sich gegen den Uhrzeigersinn von außen nach innen und im Uhrzeigersinn von innen nach außen. Auf der einen Seite stellt dies den Zufluss der vereinten Energien aller Dzogchen-Praktizierenden dar, auf der anderen Seite allen Nutzen, der durch diese Energien entsteht, sich in alle Richtungen ausbreitet und all den unzähligen Wesen Glück bringt.

 

 

Der erste der drei Bereiche mit der Farbe Gelb repräsentiert die wirtschaftlichen und administrativen/verwaltenden Aktivitäten der Gemeinschaft, die mit dem Körper verbunden sind.

Der rote Bereich repräsentiert die verschiedenen Arten von Arbeitsaktivitäten, die die Gemeinschaft organisiert oder Arbeitskooperativen, die mit der Stimme oder Energie verbunden sind.

Der blaue Bereich repräsentiert die kulturellen und didaktischen Aktivitäten (der Lehren), welche mit dem Geist in Verbindung stehen.